Was wir bereuen – Teil 1

Der Volksmund sagt: Man bereut nichts was man getan hat und bereut die Dinge, die man nicht getan hat. Zu erklären ist das so: wenn man etwas nicht getan hat, so stellt man sich meist vor, wie toll die Welt wäre, wenn man all diese Dinge nun doch getan hätte. Hätte man doch nur damals als man jung war und Zeit hatte, die Weltreise gemacht. Man wäre heute um so viele Erfahrungen reicher; mutiger, extrovertierter, interessanter, bereister. Das Problem ist eben, dass man oft denkt, dass die Abzweigungen an denen man abgebogen ist, zu einem besseren Ausgang geführt hätten und man heute besser dastünde; aber genau das ist eben nicht sicher. Man hatte eben auch damals Gründe, sich so zu entscheiden und seien es Sorgen, Ängste oder das Verfolgen anderer Ziele gewesen, die einen zurückgehalten haben. Die Denkweise des Ach-Hätte-Ich-Doch-Damals-Dieses-Oder-Jenes-Gemacht kennt man in der Psychologie unter dem Begriff des kontrafaktischen Denkens. Es handelt sich also um einen gedanklichen Prozess, der sich auf nicht eingetretene Ereignisse bezieht. Interessant ist hier, dass kontrafaktisches Denken eben nicht nur den Zustand des Bereuens kennt: verpasse ich knapp meinen Flug so bin ich verärgert und stelle mir vor, was ich nun alles verpasse, weil ich nicht in den Urlaub fliegen kann oder ich zu spät zur wichtigen Prüfung komme, wenn ich die Bahn verpasse. Wenn sich nun allerdings später herausstellt, dass das Flugzeug abgestürzt ist, so bricht das selbst geschaffene kontrafaktische Konstrukt in sich zusammen und wir sind heilfroh den Flug verpasst zu haben.
Was würde also passieren, wenn wir kontrafaktische Realitäten verschieben könnten und die Dinge in der Vergangenheit zum Positiven verrücken könnten? Im Film „Butterfly Effekt“ führt der Protagonist Tagebuch und kann auf magische Art und Weise durch Lesen entsprechender Stellen im Tagebuch in der Zeit zurückreisen und dann die dort durchgeführten Aktionen nochmal einmal leben und somit die Vergangenheit verändern. Die gut gemeinten Aktionen haben weitreichende und nicht vorhergesehene Auswirkungen auf die Gegenwart und die Situation wird komplett verschlimmert. Vielleicht sollte dies zum Denken anregen… Würde man heute ein besseres Leben leben, wenn man Dieses oder Jenes in der Vergangenheit gesagt oder getan hätte? Man weiß es nicht, vielleicht ist es am besten sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und seinen Frieden mit der Vergangenheit zu schließen. Man sollte aus der Vergangenheit lernen, aber weder darin schwelgen noch zu viel Reue gegenüber den Aktionen haben. Wir können sie schließlich nicht ändern…