Auch wenn ich etwas davon entfernt bin, habe ich mir selbst einfach einmal die Frage gestellt: würde ich noch arbeiten, wenn ich genug Geld hätte?
Und dann wiederum stellt sich mir die Frage: Was würde ich denn machen, wenn ich nicht arbeiten würde? All diese Fragen zielen also darauf ab, sich zu fragen, was man eigentlich mit sich und seinem Leben den lieben langen Tag anfangen möchte.
Was also wären Möglichkeiten, die einem Erfüllung und Zufriedenheit geben könnten:
– Weiter viel arbeiten (wenn es einem Spaß macht oder man mit Kollegen einen guten Austausch und Zusammenhalt spürt)
– Ein Ehrenamt ausüben (Kinder- und Jugendarbeit, Unterstützung für Flüchtlinge, Altenpflege, Vereinsarbeit, Seminare geben etc.)
– ein Hobby suchen oder ein vorhandenes Hobby oder Fähigkeit ausbauen (Malen, Kochen, Backen, Fotografieren, Reisen, Singen, Tanzen, Investieren, Lesen, Fremdsprache lernen, Programmieren, Oldtimer restaurieren)
– einen Sport ausüben oder intensivieren (Yoga, Fußball, Schwimmen, Aqua-Fit, Meditation)
– mehr Zeit mit Familie verbringen (mit den Kindern und der Frau mehr Quality Time verbringen)
– ein komplett neues Projekt beginnen (Blog starten, Website erstellen, ein kleines Unternehmen gründen)
Geld kann einem eben Freiheit geben, aber man muss diese dann auch zu nutzen wissen.
Die zweite Frage ist, ob man sich trotz finanzieller Möglichkeiten, weiterhin gesellschaftlich dazu gedrängt sieht, weiter zu arbeiten. Wer neue Kontakte knüpft, der bekommt wird meist gefragt: ‚Wie heißt du? Was machst du so?‘
Die Frage ‚Was machst du so?‘ bedeutet hier nicht: und was hast du für Hobbys, sondern zielt darauf ab, zu erfahren, welchem Job man nachgeht, in welchem Unternehmen man ist und vielleicht welche Stellung man dort hat. Man ist hier meist in guter Gesellschaft und erzeugt wohl mehr Resonanz, wenn man wie (nahezu) jeder andere auch, einer Angestelltentätigkeit nachgeht. Arbeit stellt hier also mehr dar als nur die Möglichkeit, Geld zu verdienen – Arbeit ist Identität: Ich bin Ingenieur, ich bin Arzt, ich bin Lehrer etc. Ist es also so: ich arbeite also bin ich?
Der dritte Punkt ist: wie viel Freiheit ist gut für mich und wie viel Freiheit ist zu viel des Guten? Das schöne an Arbeit ist schließlich, dass es Struktur gibt und sich die Frage, ob und warum ich eigentlich aufstehe gar nicht stellt. Man hat schließlich – abgesehen von Urlaub, Gleitzeit, Wochenende und Feiertagen – jeden Tag auf der Matte zu stehen, um zu arbeiten.
Zusammenfassend denke ich also, dass es wichtig ist sich folgende Fragen zu beantworten, bevor man sich selbst in die finanzielle Freiheit und aus seinem Job entlässt:
Was werde ich mit meinem Tag anfangen? Was macht mir Freude?
Wie gebe ich dem Tag eine klare Struktur, die mir Rahmen und Freiheit zugleich verschafft? Habe ich die innere Disziplin der Struktur zu folgen?
Hängt meine Identität von der Arbeit ab, der ich nachgehe? Wenn ja, warum und möchte ich das ändern?