Vermögensverwaltende GmbH (vvGmbH)

Motivation und Einleitung

Jedem Investor ist klar, dass beim Investieren die Steuerlast ein riesen Ärgernis ist und extrem renditemindernd wirkt. In Deutschland gilt dabei grundsätzlich Folgendes: 1000€ Kapitalerträge pro Person sind steuerfrei. Ist man verheiratet, so kann man gemeinsam 2000€ ausschöpfen. Danach verlangt der Staat 25% Kapitalertragssteuer, zusätzlich 5,5% der Kapitalertragssteuer als Solidaritätszuschlag (also effektiv dann 1,375%) und gegebenenfalls auch noch Kirchensteuer (Quelle: bzst).
Ein Weg diese hohen Steuern zu umgehen, ist die Gründung einer vermögensverwaltenden GmbH. Dazu habe ich bereits einen kleinen Beitrag verfasst. Vereinfacht gilt: Veräußerungsgewinne (also Kursgewinne) auf Aktien werden mit 1,54% besteuert; Verluste fallen einfach unter den Tisch und können nicht verrechnet werden. Dividenden werden mit 30% besteuert. Zieht man Kapital als Gewinne aus der GmbH ab, so zahlt man 25% Steuern auf Auszahlungen.
Die Investition in Aktien in einem Privatdepot soll der Geldanlage mittels einer vermögensverwaltenden GmbH gegenüber gestellt werden:

PrivatdepotvvGmbH
MindestanlagebetragNein  👍Ja, 25.000€ Stammkapital 👎
GründungsgebührenNein  👍Ja, ca. 1000€ 👎
Jährliche VerwaltungsgebührenNein  👍Ja, mindestens 305€ pro Jahr 👎
Steuer bei Aktienveräußerung25% + Solidaritätszuschlag + Kirchensteuer 👎1,54 % (!!) 👍
Steuer auf Dividendengewinne25% + Solidaritätszuschlag + Kirchensteuer 👎30 % 👎
Verrechnung von Gewinnen mit Verlusten bei Veräußerungen von Aktien möglichJa 👍Nein 👎
Steuer auf Auszahlungen von GewinnenNein 👍Ja, allerdings Teileinkünfteverfahren möglich. 👎
Kosten für Screening-Tools, Börsenbriefe, HV-Besuche, Dienstwagen steuerlich absetzbarNein 👎Ja 👍
Ab welchem Anlagebetrag lohnt sich die vvGmbH?

Klar stellt man sich sofort die Frage: Und wann gründe ich dann die GmbH? Antwort: es ist kompliziert! Schon oben sieht man: Dividenden werden mies besteuert in der vvGmbH, zudem ist die Sache dann nicht wirklich sinnvoll, wenn das Geld wieder schnell (was heißt schnell?) abgezogen werden soll. Auch fallen Kapitalerträge bei Aktien nur bei Ausschüttungen (also Dividenden) oder bei Verkauf auf die Kursgewinne an. Halte ich eine Aktie, die keine Dividenden ausschüttet bis in die Ewigkeit, so werden auch keine Kapitalertragssteuern fällig. Auch bei Dividendenaktien könnte man sich natürlich überlegen, vor dem Ex-Tag – also vor der Ausschüttung – zu verkaufen und dann nach dem Dividenden-Abschlag wieder zu kaufen, um die hohen Steuern auf Dividenden in der GmbH zu vermeiden. Die Frage ist, ob man dann wieder in die Aktie günstiger reinkommt und welche Kosten durch Spread (also Geld-Brief-Spanne) oder Transaktionsgebühren bestehen.

Verwaltung über Ride Capital:
Ride Capital ist ein Unternehmen, das sich auf die Gründung und Verwaltung von GmbHs spezialisiert hat. Ride Capital bietet einen Aktienrechner an mit dem man überprüfen kann, ob es sich lohnt eine GmbH zu gründen oder das Geld lieber im Privatdepot zu halten.
Ich habe ein bisschen mit dem Rechner herumgespielt und komme darauf, dass sich die GmbH ab etwa 450000€ Anlagevermögen für mich eignen würde. Folgendes habe ich zu Grunde gelegt:

  • Einmalinvestition: 450000 €; danach kein Zuschießen von Geld
  • Spardauer: 40 Jahre; solange wird kein Geld abgezogen
  • Dividenden: 2%; die Werte, die ich habe, zahlen meist ein bisschen Dividende, bei riesigen Dividenden könnte man vor dem Ex-Tag verkaufen
  • Rendite durch Wertsteigerungen: 8%; sehr hypothetischer Wert, zusammen mit den 2% Dividenden schon eine gute Rendite von 10%
  • Kosten, die ich auf die GmbH verlagern kann: 500€ p. Monat (?), weiß ich auch nicht, vielleicht dann ein Auto als Firmen-Leasing (?), TIKR-Screener, etc.
  • Umschichtung: 50%; schwierig vorher zu wissen
  • Bestehender Freibetrag im Privatdepot: 0€, denke das wird durch Zinserträge bereits aufgefressen, deshalb 0€

Ride-Capital spuckt hier dann also aus, dass ich bereits nach einem Jahr etwa (siehe Bild unten) in den Break-Even zwischen GmbH und Privatdepot laufe. Einmalkosten der Gründung haben sich dann also bereits amortisiert.

Jetzt ist der entscheidende Punkt: Ride Capital verlangt Gebühren – sowohl für die Gründung als auch für die Verwaltung und Bilanzerstellung der GmbH. Dieser Anlagebetrag ab dem das Ganze Sinn macht, ist also weit niedriger, wenn man Gründung und Verwaltung selbst in die Hand nimmt.

Eigenständige Verwaltung der vvGmbH:
Unten ist ein Excel Tool angehängt, das die Möglichkeit bietet, für die persönliche Situation zu evaluieren, ob eine GmbH Sinn macht.
Dabei gehe ich davon aus, dass man die GmbH selbst verwaltet und dies nicht über einen Steuerberater oder Unternehmen wie Ride Capital macht. Insgesamt würde ich hier sagen, dass sich die vvGmbH ab einem Anlagebetrag von 100.000€ lohnt.

Gründung der vvGmbH

Die Gründung der vvGmbH wird in 9 Schritte unterteilt, dargestellt unten:
(1): Notartermin
(2): Geschäftskonto eröffnen und Stammkapital (zu mindestens 50%) einzahlen
(3): Handelsregisteranmeldung
(4): Steuerliche Erfassung
(5): Legitimation Geschäftskonto
(6): Handelsregistergebühren bezahlen
(7): LEI-Nummer beantragen
(8): Firmendepot eröffnen
(9): [optional: atypisch stillen Gesellschafter einsetzen]

Zeitliche Abfolge der einzelnen Schritte zum besseren Verständnis:

Auch andere Blogger haben den Prozess dargestellt, zum Beispiel hier: https://diyinvestor.de/vermoegensverwaltende-gmbh-uebersicht-ueber-den-gruendungsprozess/