Wer kennt es nicht aus der Kindheit, dass man dem eigenen Teddy oder seinem Lieblingsspielzeug einen ungeheuren Wert zuschreibt. Jeder weiß – selbst vielleicht das Kind selbst – dass der reine materielle Wert mancher Dinge in keiner Weise dem emotionalen Wert dieser Dinge entspricht. Selbst wenn man älter wird, weist man manchen Gegenständen mehr Bedeutung zu als vielleicht sinnvoll wäre und als einem selbst vielleicht überhaupt bewusst ist. So existiert beispielsweise der sogenannte IKEA-Effekt. Es handelt sich dabei um den psychologischen Effekt, dass man Gegenständen mehr Wertschätzung gegenüber bringt, wenn man diese selbst entworfen oder selbst zusammengebaut hat. Zudem gibt es den Endowment-Effekt (deutsch: Besitztumseffekt). Der Effekt erklärt, dass wir dazu tendieren, Dinge wertvoller einzuschätzen, wenn wir sie besitzen. Vielleicht erklärt der Effekt eben auch warum es so schwierig ist, sich von Gegenständen wieder zu trennen. Das ganze Zeug ist einem eben ans Herz gewachsen.
Pareto-Konsumentscheidungen:
Treffen wir Kaufentscheidungen, so halte ich es für sinnvoll, sich nicht nur zu fragen, ob man die Dinge wirklich braucht und als wertvoll erachtet. Es ist vielmehr auch sinnnvoll, sich zu fragen, welches Produkt man wählen möchte. Bei der unglaublichen Auswahl der Möglichkeiten kann man alles von günstig bis super-teuer bekommen. Wie auch bei vielen anderen Dingen im Leben bin ich ein Fan des Pareto-Prinzips. Dieses besagt vereinfacht, dass mit 20% des Aufwands 80% der Leistung erzielt werden kann. Vereinfacht gesagt, gilt das auch für Konsumentscheidungen: 80% der Leistung bekommt man meist für 20% des Geldes.
An einem Beispiel möchte ich erklären was ich damit meine: Wer sich ein Rennrad kauft, der kann für 2000€ bereits ein tolles Fahrrad erhalten. Selbst das ist nicht wenig Geld für ein Fahrrad. Man bekommt aber einiges an Performance, ein leichtes Rad mit guter Schaltung etc. Wer allerdings ein High-End-Fahrrad kaufen möchte und sagen möchte, dass er das Rad fahren möchte mit dem Jan Frodeno den Iron-Man gewonnen hat, der zahlt dafür eben in der Größenordnung von 12000€. Das Rad ist besser, keine Frage. Aber vielleicht spart man mehr Gewicht ein, wenn man einmal auf Schnitzel und Bier verzichtet, als 10000€ mehr für ein Fahrrad zu bezahlen… Für Jan Frodeno ist es wichtig diese Performance zu bekommen, für einen Normalo aber eben nicht.
Bei vielen anderen Dingen gilt das Gleiche: gute Handys gibt es für unter 300€, die High-End-Modelle kosten weit über 1200€. Gleiches gilt für Essen, Kaffee, Wein, Schokolade, Handtaschen, Hotels und vieles mehr und selbst beim Investieren gilt das Pareto-Prinzip. Eine sehr gute Performance über ETFs auf Aktienindizes ist mit wenig Zeitaufwand möglich. Mehr Zeit und Wissen kann mehr Performance bringen, der Zeitaufwand ist allerdings oft nicht in einem sinnvollen Verhältnis zur Mehrrendite. Man könnte auch sagen: der Grenznutzen nimmt immer weiter ab.
Bei allem Fetischismus für rationale und gut durchdachte Kaufentscheidungen… es ist denke ich auch immer wieder in Ordnung sich etwas zu gönnen und zu wissen, dass einem bestimmte Dinge sehr wichtig sind und man diese sehr schätzt. Wer sehr gerne gut isst, der ist eben bereit für ein Menü 80€ auszugeben. Der Genuss und die Erfahrung sind eben in dem Fall das Geld wert.
Genauso kann ich es verstehen, wenn man bereit ist für Luxus Geld auszugeben – auch wenn ich es selbst nicht wirklich mache. Was ich allerdings nicht verstehe, ist, wenn Leute für sehr merkwürdige Dinge wie die alten Basketballschuhe von Michael Jordan 2,2 Millionen Dollar bezahlen oder 210 Tausend Euro für die ausgelatschten Birkenstock-Hausschuhe von Steve Jobs – aber vielleicht zählt das einfach zu Kunst. Und (der Preis und Wert von) Kunst liegt bekanntlich im Auge des Betrachters 🙂